BFW Praxisinformation Nr. 31-2013: Die Fichte – Brotbaum oder Problemkind?

Die Fichte – Brotbaum oder Problemkind? Der Titel dieser Praxisinformation und des BFW-Praxistages 2013 lässt verschiedene Antworten zu – mit Absicht. Denn die Beantwortung dieser Frage hängt von der jeweiligen Perspektive ab. Diese Interessen spiegeln sich in Regelungen, Anreizsystemen oder Informationen wider, die auf nationaler, aber vermehrt auch auf europäischer Ebene Rahmenbedingungen für die Forstwirtschaft sind.

Speziell auf europäischer Ebene werden Waldthemen in unterschiedlichen Fachgebieten geregelt. Beispiele sind Klima, Biodiversität, Energie und Landwirtschaft. Obwohl es bisher keine gemeinsame europäische Forstpolitik gibt, besteht durch die Bestimmungen in den genannten Themenfeldern, und darüber hinaus, so etwas wie eine de facto Forstpolitik. Diese ist dezentralisiert, aber formuliert immer mehr verbindliche Regeln für die Forstwirtschaft.

Aber es gibt auch Konflikte: Die Ziele, die auf europäischer Ebene zu verschiedenen Themen vereinbart wurden, sind voraussichtlich schwer zur selben Zeit und im Fall der Forstwirtschaft im selben Wald zu erfüllen. Es bedarf also einem politischen Aushandeln der Prioritäten dieser Ziele: CO2-Speicherung, Biomassenutzung und mehr Naturschutz werden zentrale Diskussionspunkte sein.

Österreich ist in der europäischen Waldpolitik traditionell aktiv, wie etwa auf EU-Ebene, aber auch im pan-europäischen und globalen Kontext. Auch die Forschung bietet, unter Beteiligung des BFW, an der Schnittstelle zur Politik ihr Wissen an, um Optionen im Kontext der europäischen und internationalen Waldpolitik aufzuzeigen. Warum ist das alles für diese BFW-Praxisinformation wichtig? Die Ziele und Maßnahmen, die auf EU-Ebene, aber auch global verhandelt und vereinbart werden, haben – manchmal zeitverzögert – direkte Auswirkungen auf die Umsetzung in Österreich. Damit werden aber die Rahmenbedingungen für das Handeln in der Forstwirtschaft bestimmt. Nachdem die Fichte auf über 50 % der Waldfläche in Österreich wächst, ist sie von diesen Maßnahmen die am häufigsten betroffene Baumart. Deshalb ist der Blick über den forstwirtschaftlichen Tellerrand sowohl thematisch als auch geografisch wichtig, um die Handlungsoptionen auf lokaler Ebene zu verstehen.

„Wir wissen alles über den Wald“ ist ein anspruchsvoller Slogan des BFW. Er reflektiert aber unser Selbstverständnis als erste Anlaufstelle in Waldfragen. Unsere
Beratung, die wir aus Forschung, Monitoring und Ausbildung anbieten können, soll Ihnen Entscheidungshilfen für Ihr wirtschaftliches oder politisches Handeln geben.
In diesem Sinne hoffe ich, dass diese Praxisinformation genau dazu beiträgt.

Dipl.-Ing. Dr. Peter Mayer
Leiter des BFW

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BFW-Praxisinformation 31: Die Fichte